Die Schule 

     

Mit einem Kirchenlied begann der Schultag

Rückblick auf die Geschichte der Barkenholmer Volksschule 

- von Uwe Heesch  (Dithmarscher Landeszeitung, - Montag, 2. September 2002)

Als in den 60er Jahren auf dem flachen Land in Norderdithmarschen die letzten der ehemals fast 70 einklassigen Volksschulen den Dörfergemeinschaftsschulen weichen mussten, ging auch in Barkenholm eine Ära schulischen Dorflebens zu Ende. Sichtbare Zeugen dieser Epoche sind heute noch zwei gut erhaltene Schulgebäude in der Dorfstraße

Die Bedeutung der alten Dorfschule für die Einwohner im Wandel der Zeit über fast zwei Jahrhunderte mit all ihren Geschehnissen, und aus heutiger Sicht manchmal schwierigen Umständen ist in der Schulchronik der Gemeinde festgehalten. Die Schule mit der hoch angesehenen Person des Dorflehrers, der neben seiner pädagogischen Arbeit oft auch in außerschulischen Dingen mit Rat und Tat zu helfen wusste, bildete den kulturellen Mittelpunkt des Dorflebens.

Die laufenden, fast lückenlosen Eintragungen der hauptsächlich in der Zeit zwischen 1807 bis 1968 tätigen neun Dorfschullehrer lesen sich wie ein Geschichtsbuch. Eine Aufzeichnung aus der Chronik: "Lehrer Karsten Trede, der das Kieler Seminar frequentierte, aber keine Examen genommen hatte, unterrichtete die ca. 35 Schüler ab 1807 bis 1850, wurde aber erst 1820 fest angestellt, ohne jedoch gehörig bestallt zu werden.".

Das Einkommen von Lehrer Trede war, wie auch das seiner Nachfolger Timm (bis 1877) und Strufe (bis 1922) äußerst gering. Seine Pension betrug 20 Taler jährlich, hinzu kamen Naturalien in Form von Roggen, Buchweizen sowie Winterfütterung und Gräsung für eine Kuh.

Aus heutiger Sicht ebenso dürftig war das Unterrichtsmaterial der Schule. Neben fünf Landkarten, einem Globus und 30 Tafeln der Säugetiere gab es als Anschauungsmittel fünf Messbecher sowie je zwei Metermaße und Winkel.

Die Schüler hatten in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts keinen bündigen Unterricht. Der Ort hatte nur eine Winterschule, im Sommer fand kein Unterricht statt. Darüber hinaus wurde die Schule oft wochen-, teilweise monatelang wegen Krankheiten und Seuchen (Diphtherie, Influenza, Masern, Cholera) geschlossen.

1850 wurde das erste, jetzt noch vorhandene Schulhaus an der Dorfstraße, in der Mitte des Ortes, gebaut, das bis 1909 die Schule beherbergte. Da das Schulzimmer zu klein war, baute Zimmermann Heinrich Schuhmacher 1909 auf dem Gelände einer alten Ziegelei, an der Dorfstraße Ortsausgang in Richtung Süderheistedt für 12 650 Mark ein neues Schulhaus. In einer Feierstunde wurde am 1. November 1909 die neue Schule eingeweiht.

Die "Wogen der Begeisterung" beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges fanden auch in Barkenholm starken Widerhall. Im Ort war eine Kompanie der Landwehr untergebracht, die Kinder waren bald Lieblinge der Feldgrauen. Da der Krieg Geld erforderte, war die Schule für allerlei Sammlungen verantwortlich. Während der Inflationszeit sammelte die Schule auch für eigene Zwecke. So wurden 1923 für einen Ausflug und ein Spielfest 168 Eier gespendet, für den Erlös - 160 000 000 Mark - unter anderem Geschenke gekauft. 

Im Dezember 1926 erhielt die Schule elektrisches Licht.
Von 1927 bis 1959 war Henning Volkers Lehrer, er ist bei vielen Barkenholmern heute noch in guter Erinnerung. Er berichtet besonders ausführlich über die schwere Zeit des Zweiten Weltkrieges und das Flüchtlingsgeschehen im Ort. Die Schule verfolgte mit großer Anteilnahme die politischen und militärischen Ereignisse.

Der Unterricht in der Nachkriegszeit war infolge des Fehlens von Büchern und anderer Lehr- und Lernmittel schwierig . Nicht ausreichend ernährte Kinder erhielten Schulspeisung, gekocht wurde in der schuleigenen Waschküche in einem großen Kochkessel.

Bedingt durch die Vertreibung (1946 lebten in Barkenholm 264 Flüchtlinge und 168 Einheimische) stieg die Schülerzahl auf mehr als 100. Für kurze Zeit wurden 1946 Siegried Hütt, 1947 Ursula Brandenburg und 1949 Ester Bulbins als weitere Lehrkräfte eingestellt. Die Schule war somit vorübergehende (bis 1953) zweiklassig. 

Mit einem Kirchenlied begann der Schultag. Der Unterricht war straff organisiert. Die Volksschullehrer waren wahre Zehnkämpfer und in allen Haupt- und Nebenfächern geprüft. In der Barkenholmer Eine-Klasse-Schule hatten acht bis neun Jahrgänge gleichzeitig Unterricht. Es war für die Lehrkraft schwer, allen Jahrgängen gleichmäßig gerecht zu werden. Während meistens jahrgangsübergreifend zum Beispiel in der Oberstufe Biologie in Frage und Antwort unterrichtet wurde, hatten die jüngeren Jahrgänge still vor sich hin zu rechnen oder zu schreiben. Bei besonders interessanten, durch Erzählgeschichten des Lehrers begleiteten Themen, verfolgten auch viele "Stillarbeiter" das Geschehen und wurden dadurch von ihren eigentlichen Aufgaben abgelenkt. 

Die Nachteile dieser Unterrichtsform werden deutlich; Ein gewisser Leerlauf war nie auszuschalten. Um vielen Kindern gerecht zu werden, jonglierte der Lehrer während einer Unterrichtsstunde oft zwischen mehreren Gruppen. Vorteile lagen im sozialen Miteinander sowie in der Mitverantwortung aller Schüler für viele Gemeinschaftsdienste. Besonders stolz waren die Barkenholmer Schüler auf ihre Erfolge bei den Spielfesten und späteren Bundesjugendspielen in Hennstedt, wo mehrfach das Siegerbanner der Norderhamme errungen wurde. In guter Erinnerung sind auch das jährliche Vogelschießen und die Weihnachtsfeiern, wo mit Begeisterung Theaterstücke aufgeführt wurden.

Ab 1959 unterrichtete Lehrer Johann Wiggers in der Volksschule, danach ab 1963, nach viersemestrigem Studium in Kiel, Lehrer Rainer Simon in Barkenholm. Er unterrichtete "nur" das erste bis achte Schuljahr, der 9. Jahrgang wurde teilweise mit Schülern aus Süderheistedt und Linden in Linden unterrichtet. 

Eine Umstrukturierung des Unterrichts und des Schulwesens insgesamt zeichnete sich bereits Mitte der 60er Jahre ab, als die Volksschule in Hennstedt die siebenten bis neunten Jahrgänge übernahm. Im April 1967 trat Reimer Peters als letzter Barkenholmer Dorflehrer den Dienst an. Ab August 1968 besuchten alle Schüler der Gemeinde die Hennstedter Schule. 

In den Dörfern hat es in den Jahren der Auflösung der einklassigen Volksschulen viele erhitzte Diskussionen über das neue Schulsystem, unter anderem auch wegen der damit verbundenen längeren Schulwege gegeben. Die Vorteile der Dörfergemeinschaftsschulen mit den Jahrgangsklassen gegenüber dem Einklassen-System liegen in der höheren Intensität des Unterrichts mit dem fachlich besonders geschulten Lehrpersonal und dem gezielten und umfassenden Unterricht in den einzelnen Fächern.

Aus heutiger Sicht war die Umstellung des Schulsystems, besonders auch wegen der Chancengleichheit zwischen Stadt- und Landschülern, die richtige Entscheidung. Geblieben sind bei der heute noch lebenden Dorschulgeneration die Erinnerung an viele positive Geschehnisse aus ihrer Schulzeit und das Kirchenlied vor der ersten Unterrichtstunde.

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